Hinweise für Kinder und Jugendliche mit Behinderung

Beim Wettkampf Leichtathletik müssen aus den vier Bereichen Sprint, Lauf, Sprung und Wurf oder Stoß drei Disziplinen absolviert werden. Es wird empfohlen, einen Vierkampf durchzuführen und dann bei der Berechnung der Gesamtpunktzahl das schlechteste Einzelergebnis zu streichen. Eine Zuordnung der Disziplinen zu den verschiedenen Behinderungsgruppen ist dem Online-Tool oder den Faktorentabellen zu entnehmen. Die besonderen Durchführungsbestimmungen und die Anpassungen an die Bundesjugendspiele werden im Folgenden beschrieben.

Startklassen von Schüler*innen mit Behinderung
Die Kinder und Jugendlichen werden in der Leichtathletik gemäß „Einordnung in die Startklasse“ eingruppiert.

Regelwerk und Durchführungsbestimmungen
Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Kinder und Jugendlichen nur in den Disziplinen starten können, die mit Faktoren für ihre Startklasse versehen sind (siehe Umrechnungsfaktor). Neben den allgemeinen Bestimmungen für die Bundesjugendspiele ist für die Startklassen in den unterschiedlichen Disziplinen Folgendes zu beachten:

Laufdisziplinen

Beinbehinderte
Das Laufen mit Stützen ist nicht erlaubt. Prothesenträger*innen mit Standardprothesen dürfen nur die Kurzstrecken (50 m und 100 m) laufen. Mittel- und Langstrecken dürfen nur mit entsprechender Sportprothese gelaufen werden.

Hörgeschädigte
Das Startsignal muss optisch gegeben werden.

Sehgeschädigte
Blinde (B 1) laufen alle Strecken mit Begleitläufer*in. Sehbehinderte der Startklasse B 2 können mit Begleitläufer*in laufen. Kinder und Jugendliche der Startklasse B 1 und B 2 bekommen jeweils 2 Bahnen zugewiesen. Zu keiner Zeit darf der/die Begleitläufer*in den/die Läufer*in ziehen oder schieben. Bei Zielüberquerung muss sich der/die Begleitläufer*in hinter dem/der Läufer*in befinden.

Rollstuhlfahrer*innen
Es werden keine Rollstühle zur Verfügung gestellt. Eine unterschiedliche Bewertung zwischen Rennrollstuhl und Alltagsrollstuhl erfolgt nicht. Das Tragen eines Kopfschutzes (Helm) wird empfohlen und ist ab 400 m Pflicht. Der Rollstuhl muss wenigstens zwei große und ein kleines Rad haben. Er darf keine Vorrichtungen zur Verbesserung der Aerodynamik haben. Auf jedem großen Rad ist nur ein Handreifen gestattet. Handgetriebene Steueranlagen (keine mechanischen Getriebe) sind erlaubt. Ein Handbike darf nicht benutzt werden.

Beim Start darf der vorderste bodenberührende Teil des Rollstuhles die Innenkante der Startlinie nicht überschreiten. Die Zeitnahme bei Rollstuhlfahrer*innen erfolgt, wenn die Naben der Vorderräder die Ziellinie erreichen.

Sprung

Sehgeschädigte
Kinder und Jugendliche der Startklasse B 1 und B 2 springen aus einem Absprungraum von 1 Meter (im Gegensatz zum normalen Absprungraum von 0,80 m) ab. Sie werden zur Wettkampfanlage geführt. Die Begleitung hilft bei der Orientierung, muss aber vor dem Wettkampfversuch die Wettkampfanlage verlassen haben. Akustische Orientierungshilfen sind erlaubt.

Wurf / Stoß

Rollstuhlfahrer*innen
Kinder und Jugendliche im Rollstuhl absolvieren alle drei Versuche nacheinander. Die Räder des Rollstuhles müssen sich hinter der Abwurflinie bzw. innerhalb des Kreises befinden, kein Teil des Rollstuhles darf außerhalb des Abwurfbereiches den Boden berühren.

Beim Abwurf / -stoß muss das Kind und der / die Jugendliche mit einem Teil des Oberschenkels oder des Gesäßes mit dem Kissen oder dem Sitz in Berührung bleiben.

Ein mitgebrachter — den Wettkampfbestimmungen entsprechender — Wurf- /Stoßstuhl darf benutzt werden. Die Sitzhöhe einschließlich Kissen darf maximal 75 cm betragen.

Sehgeschädigte
Kinder und Jugendliche der Startklasse B 1 und B 2 werden zur Wettkampfanlage geführt. Die Begleitung hilft bei der Orientierung, muss aber vor dem Wettkampfversuch die Wettkampfanlage verlassen haben. Akustische Orientierungshilfen sind erlaubt.

Umrechnungsfaktor
Den Startklassen werden Faktoren zugeordnet, die auf Grund vielfältiger Erfahrungswerte aus dem Wettkampfsport von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung erstellt wurden. Die erzielte Leistung wird mit diesem Faktor multipliziert. Aus dem Ergebnis werden die Punkte unter Anwendung der vorhandenen Wertungstabellen der Wettkampfarten zu den Bundesjugendspielen abgelesen.

Lauf und Rollstuhlfahren

50 / 75 / 100 m50 / 75 / 100 m800 / 1000 / 2000 / 3000 m800 / 1000 / 2000 / 3000 m
männlichweiblichmännlichweiblich
StartklasseFaktorFaktorFaktorFaktor
A 10,950,950,950,95
A 20,870,67Disziplin nicht möglichDisziplin nicht möglich
A 30,690,620,930,84
A 40,820,760,840,68
A 50,690,620,820,70
A 60,510,450,730,64
B 10,860,850,860,82
B 20,900,850,910,91
C 10,95 0,950,970,97
C 20,980,980,990,99
D0,890,840,940,88
E0,600,60Disziplin nicht möglichDisziplin nicht möglich

Wurf und Stoß

KugelKugelSchlagball / Ball 200 g / Schleuderball 1 kgSchlagball / Ball 200 g / Schleuderball 1 kg
männlichweiblichmännlichweiblich
StartklasseFaktorFaktorFaktorFaktor
A 11,051,051,051,05
A 21,612,192,502,98
A 31,882,523,193,61
A 41,562,202,503,32
A 51,702,242,563,39
A 62,583,834,074,70
B 11,522,062,432,80
B 21,401,742,042,17
C 11,001,001,001,00
C 21,001,001,001,00
D1,721,661,001,00
E2,263,253,693,47

Weit- und Hochsprung

HochsprungHochsprungWeitsprungWeitsprung
männlichweiblichmännlichweiblich
StartklasseFaktorFaktorFaktorFaktor
A 11,051,051,051,05
A 21,251,581,442,05
A 3Disziplin nicht möglichDisziplin nicht möglichDisziplin nicht möglichDisziplin nicht möglich
A 4Disziplin nicht möglichDisziplin nicht möglich1,481,53
A 51,241,261,251,31
A 6Disziplin nicht möglichDisziplin nicht möglichDisziplin nicht möglichDisziplin nicht möglich
B 11,541,441,341,44
B 21,211,251,231,31
C 11,051,051,051,05
C 21,051,051,051,05
D1,261,271,211,38
EDisziplin nicht möglichDisziplin nicht möglichDisziplin nicht möglich3,47

Beispielrechnungen

Ein Jugendlicher (16 Jahre) ist blind. Er wird auf Grund der Behinderung in die Startklasse B 1 klassifiziert. Nun absolviert er die folgenden Disziplinen mit den aufgeführten Ergebnissen:

1. 100 m LaufLeistung:18 Sekunden
Faktor laut Tabelle:0,86
Formel
(Leistung x Faktor)
18 Sekunden x 0,86
errechnete Leistung:15,5 Sekunden
Punkte laut Punktetabelle:297
2. WeitsprungLeistung:2,50 Meter
Faktor laut Tabelle:1,34
Formel
(Leistung x Faktor)
2,50 Meter x 1,34
errechnete Leistung:3,35
Punkte laut Punktetabelle:308
3. KugelstoßenLeistung:5,00 Meter
Faktor laut Tabelle:1,52
Formel
(Leistung x Faktor)
5,00 Meter x 1,52
errechnete Leistung:7,60
Punkte laut Punktetabelle:359
Gesamtwertung:297 + 308 + 359 = 964 Punkte
Auszeichnung:Teilnahmeurkunde

Sonderregelungen

Wie aus den Tabellen ersichtlich ist, können verschiedene Behinderungsgruppen nicht alle Disziplinen absolvieren. Dies betrifft insbesondere die Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit Kleinwuchs, für die beim Laufen nur der Sprint (50 m) angeboten wird und im Sprung keine Angebote existieren. Außerdem können die Sprungwettbewerbe bei den Rollstuhlfahrer*innen nicht durchgeführt werden.

SonderfälleSonderregelung
Auf Grund der Behinderung können keine drei Disziplinen aus drei unterschiedlichen Bereichen (Sprint, Lauf, Sprung und Wurf oder Stoß) absolviert werdenEs werden drei der möglichen Disziplinen aus zwei unterschiedlichen Bereichen durchgeführt und deren Punkte dann zum Gesamtergebnis addiert.
Auf Grund der Behinderung sind drei verschiedene Disziplinen nicht möglichEs werden nur zwei Disziplinen durchgeführt. Für die dritte Disziplin wird der Mittelwert aus den Punktwerten der beiden durchgeführten Disziplinen errechnet und fließt als dritter Punktwert in die Gesamtwertung mit ein.
Weitsprung für Schüler*innen mit BeinprotheseDer Weitsprung darf nur mit einer Sportprothese durchgeführt werden. Wenn keine Sportprothese vorhanden ist, kann der Weitsprung aus dem Stand absolviert werden. Zu der erzielten Weite wird pauschal 1 Meter addiert und anschließend umgerechnet.
Eingruppierung von Schüler*innen mit Erkrankungen der inneren OrganeDie Eingruppierung erfolgt auf Grund der Bewertung der individuellen Leistungsfähigkeit (z. B. im Vergleich zum Klassendurchschnitt).
Bei leichter Beeinträchtigung der individuellen Leistungsfähigkeitwerden für alle Disziplinen die Faktoren der Startklasse A1 herangezogen.
Bei schwerer Beeinträchtigungwerden für alle Disziplinen die Faktoren der Startklasse A5 angewendet.
Sollten auf Grund der Beeinträchtigung keine drei Disziplinen möglich sein, so ist eine der o.a. Sonderregelungen unter Berücksichtigung der hier beschriebenen Faktoren anzuwenden.

Im Sinne der Teilhabe und des Fair Play Gedankens sollen die Kinder und Jugendlichen motiviert werden, diese Regelungen zu akzeptieren.